Typologie digitaler (In-)kompetenz

Wer hat denn in unserer Gesellschaft (wird dies in anderen Gesellschaften vollkommen davon abweichen?) welche Kompetenz? Was sind User, Nerds, Hacker? Was für ein Typ bin ich?

Ich würde die Menschen mit dem Blickwinkel auf deren Fähigkeiten im digitalen Zeitalter zunächst einmal in 5 grobe Typen unterscheiden:

Da sind zunächst (von unten her betrachtet)

  • Digitalverweigerer: Geschätze 5-10 % der Bevölkerung (und zunehmend weniger) verweigern sich der digitalen Welt. Sie sind stolz darauf, kein smartphone zu benutzen, „googeln“ nicht, sondern schauen in Lexika. Der eine oder andere benutzt durchaus das Internet sparsam, ist befremdet und bisweilen überfordert, wenn schon wieder ein Handgriff, ein Ticket, das er lösen möchte (Bahn-Fahrkartenautomat) oder ein Kontakt (Sprach-Assistent bei der Versicherung: „drücken sie die 1 für…..“) nur digital zu benutzen ist.
  • Alltagsnutzer: Geschätzte 60 % der Bevölkerung. Nach anfänglichem Zögern und Skepsis lassen sie sich von den angebotenen Features und Annehmlichkeiten in Bann ziehen. Haben sie mal googlemaps in der Anwendung verstanden, haben sie mal die Lust am whatsappen gefunden, nutzen sie es immer mehr mit zunehmender Begeisterung der neugewonnenen Fähigkeit. Die Rahmenbedingungen (Datenverkauf z.B.) werden vielleicht kritisch und skeptisch zu kenntnis genommen, haben aber keinen entscheidenden Einfluss auf das Nutzungsverhalten.
  • die Digitalversteher: wahrscheinlich ist die Zahl von 20% durchaus hochgegriffen. Technikaffine Menschen (überwiegend Männer), die alle neuen Features ausprobieren wollen, vor neuenaufwendigeren Installationen (den Router, das smarte Heim mit Lautsprechern und Lichtllieren, nicht zurückschrecken. Sie wollen dieses und jenes ausprobieren, neue digitale Entwicklungen stellen keine Hürde, eher eine zu bewältigende Aufgabe dar. Jede neue Entwicklung stellt sie vor eine kleine Tüftelaufgabe und sie sind stolz, die zweite Tiefenschicht der Geräte und Anwendungen zu verstehen.
  • die Digitalentwickler: geschätzte 3 – 5 % der Bevölkerung mit steigender Tendenz. Menschen, die sich in iregndeiner Form über den Beruf, Ausbildung, über Studium oder Leidenschaft der eigenständigen Digitalentwicklung verschreiben. Programmierer, Netzwerkadministratoren und Maschinenprogrammierer auf komplexerer Ebene.
  • die Digitalspezialisten: eher 0,1 % der Bevölkkerung mit sehr hoher digitaler Kompetenz. Menschen, die wirklich verstehen, was sie hier tun. Menschen, die neue Systeme enwickeln können, Pioniere auf einem Entwicklungsweg sind, die als Sicherheitsarchitekten in Spezialfirmen oder Hacker, (um die Sicherheitsarchitekturen zu überwinden), mit der digitalen Welt spielerisch umgehen können und Maßstäbe für die digital-euphorischen Menschen darstellen. Um diese Menschen reißen sich Industrien, Politik und Staaten.

Natürlich finden wir hier endlose Zwischenstufen. Und was bedeutet das in 10 Jahren? Klar, die Digitalverweigerer werden einesteils aussterben, da es sicher auch viele alte Menschen sind und ob sich daneben eine ernsthafte Subkultur der Menschen halten oder entwickeln kann, die ein Leben ohne digitale Dominanz vieler alltäglicher Verrichtungen leben können, bleibt eine spannende Frage für die Utopie.

Diese Typologie ist natürlich eine Momentaufnahme, Unternehmen und Organisationen bilden permanent fort, akquierieren hierfür Entwicklungsgelder und versuchen, viele Menschen über die Stufenleiter nach oben zu bringen. Wie weit kann diese Digitalbildung forciert werden und was macht es mit diesen Menschen, wenn unendlich viele motorische Handgriffe und Verrichtungen nur noch über Menübedienung und up/down-Knöpfe geregelt werden?

Vor allem zeigt es für mich, daß sich vielleicht 3 bis 5 % der Menschen auf den Stufen 4 und 5 befinden, also denjenigen, die ernsthaften Einfluss auf unsere digitale Entwicklung nehmen, diese steuern können und absichern müssen… und von denen wir uns sehr abhängig machen.

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