1.) motorische Handlungskompetenz –

Tippen und wischen statt bohren und kneten

Die konkreten Handlungen der Kinder werden sich in der Schwerpunktsetzung verändern, weg vom manuellen konkreten Tun, wie dem Kneten oder Bohren, hin zum Wischen und Tippen. Alles hat eine Rückstelltaste, kann insofern jederzeit wieder gelöscht werden. Wenn Kinder im Werkunterricht sägen sollten, hat dies Konsequenzen: Ich benötige zunächst einen Plan, muss mir genau die Schritte überlegen… und wenn sich die Kinder „versägt“ hatten, war das Werkstück kaputt. Lernerfahrung: Ich muss mir, was ich tue, vorher genau überlegen, und wenn ich einen Fehler gemacht habe, muss ich neu beginnen. Was ich tue hat Bedeutung!

Thesen:

–  Bei digitalisierten Handlungsabläufen verarmt die motorische Experimentierlust

–  digitalisierte Lernfelder reduzieren die motorische Fähigkeiten

Wenn bereits in pädagogischen/schulischen Lernsituationen Schwerpunkte auf digitaler Bewältigung von Experimenten, Lernzielen und jugendlichen/kindlichen Problemtransfers gelegt wird, hat dies folgenreiche Auswirkungen auf

  • Handlungsstrategien
  • Bewegungsabläufe
  • Komplexere psychomotorisch-neuronale Verknüpfungen
  • Allgemeine motorische Kompetenzen

Es liegt auf der Hand, dass eine CAD-Zeichnung eines Motors, einer elektrischen Schaltung oder die Planung eines Holzwerkstücks reduziertere motorische Handlungsmuster erfordern als das Auseinandernehmen eines Motors, das Aufbauen einer realen Schaltung oder das Sägen und Einpassen von Kanthölzern.

2.) Denkmuster –

Digitale Problemlösungen verarmen synthetisches Denken

Eng verbunden mit unserem Handeln sind die Denkmuster. „Wir sind, was wir tun!“

Gerade in der Kindheit bilden sich unsere neuronalen Vernetzungen entscheidend heraus und legen Denkstrategien fest, die eine hohe Langlebigkeit und Prägung für das Leben darstellen.

Handeln junge Menschen verstärkt in der Planung und Konstruktion von digitalen Lernaufgaben, beeinflusst dies erheblich grundlegende Denkstrukturen.

Wir wissen seit langem – bei Rousseau noch romantisiert, in der Reformpädagogik vielfach erprobt – aber spätestens seit der neuronalen Forschung ( Vester, vernetztes Denken) hirnphysiologisch erwiesen, dass unsere linke Hirnhemisphäre eher „wenn..dann“- Prozesse, kausale Verknüpfungen, mathematische und logische Aufgaben bewältigt. Unsere rechte Hemisphäre eher für sprachliche, intuitive, musikalische und sinnliche Prozesse gefordert ist.

Digitale Prozesse sprechen sehr eindeutig die linke Hirnhälfte an. Die Reduzierung von komplexesten Prozessen in Einsern und Nullen oder in Algorithmen betont auf dominante Weise diese linke Hirnhälfte. Mathematisch begabte Schüler sind hier eindeutig im Vorteil und werden hier weiter gefördert.

Eine weitere Hypothese wäre, dass verstärktes digitales Denken die Geschlechter sehr unterschiedlich anspricht und fördert. (was zu beobachten und erforschen wäre)

Thesen:

  • Die Beschäftigung mit „Einsern und Nullen“ reduziert die Fähigkeit der Kinder zum ganzheitlichen Denken!
  • Wir produzieren eher kleine Newtons, weniger Einsteins.

3.) Emotionale Erlebnismuster und Entwicklung

– CounterStrike und Programmieren verdrängen Empathie und stellen eine Gefahr dar für eine Verflachung unseres Gefühlslebens!

Unsere Gefühle, die Intensität und Vielfalt, die Bewusstheit und Fähigkeit, sie wahrzunehmen und sprachlich, bzw. kommunikativ zu artikulieren, sind der zentrale Gradmesser für unsere Zufriedenheit, unser Glücksempfinden, für gelingende psychische Entwicklungen wie für nicht gelingende, d.h. psychische Erkrankungen. Diese sind eng an unsere Denkmuster gekoppelt, oft von diesen ausgelöst, dann aber wirken sie auch verstärkend oder mildernd auf diese ein.

Zunächst ist klar, dass die neuronale Forschung der Denkstrukturen digitalen Lernens sich noch im Anfangsstadium befindet. Deren Auswirkungen auf die emotionale Verarbeitung, auf unsere Gefühls- Wahrnehmung und Regulation steckt noch nicht mal in den Kinderschuhen. (Der Hirnphysiologe und – psychiater Spitzer formuliert hier eindrucksvolle Betrachtungen)

Bereits die kurze Betrachtung der Relevanz der beiden Hirnhälften zeigt, dass rechtshirnisch betontere Menschen der Tiefe und Breite emotionaler Schwingungen zugänglicher sind.

Menschen fühlen sich leerer nach ausgedehnten Recherchen am Bildschirm.

Die Dominanz von Egoshootern und Militärinhalten in der PC-Spieleszene lässt vermuten, dass in der digitalen Zone aggressions-, eroberungs-, und Gewaltimpulse weniger gehemmt werden.

Wozu muss ein Kind oder Jugendlicher traurig oder enttäuscht sein, wenn ein digitales Projekt/ ein Programm jederzeit ohne gravierende Auswirkungen verändert oder neu konstruiert werden kann im Unterschied zur gebauten Seifenkiste, die zusammenbricht, wenn sie schlecht konstruiert war.

Gefühle sind hoch relevant, wenn Erlebnisse  im Leben als endgültig oder folgenreich erlebt werden. Es ist kein Zufall, dass Programme ständig upgedatet und weiterentwickelt werden, da der „Jetzt-Stand“ in der digitalen Welt immer nur einen aktuellen kurzlebigen Ausschnitt repräsentiert, eine langfristige Wirkung ist gar nicht notwendig, da relativ leicht anpassbar.

Dies hat vermutlich erhebliche Auswirkungen auf unsere Gefühlswelt: sie  wird weniger intensiv und  vielfältig. Nehmen die Kinder ihre Emotionen überhaupt noch wahr? Wird die Schule überhaupt noch dazu da sein, die Kinder ganzheitlich mit „Kopf, Herz und Hand“ anzuregen und zu entwickeln. Hier kann man heute ja schon erhebliche Defizite feststellen, je fachspezifischer der Unterricht ausfällt.

  • Hypothese 1: Digitales Lernen verarmt die Gefühlswelt
  • Hypothese 2: Digitales Denken verarmt emotionale Schwingungsfähigkeit
  • Hypothese 3: Digitale Beschäftigung fördert aggressive Impulse, bzw. senkt die Hemmschwelle hierzu.
  • Hypothese 4: Emotionen wie Glück, Zuneigung, Liebe, Ganzfühlen werden in der digitalen Beschäftigung kaum angesprochen, bzw. gefördert.

Zusammengefasst:

Digitale Beschäftigung und Lernen sind relativ unumstritten der psychomotorischen Entwicklung abträglich.

Die Entwicklung kindlicher Denkmuster sind eng an die psychomotorische Entwicklung gekoppelt.

Die Entwicklung unserer emotionalen Welt ist eng an die Entwicklung unserer Denkmuster gekoppelt.

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