Kontaktsperre und was dann? Zur Wiedergewinnung des demokratischen Diskurses

Hier möchte ich in der aktuellen Corona-Lockdown - und nun wieder Lockerungs-Diskussion - diesen offenen Brief veröffentlichen. Eine umfassende Digitalisierung scheint ja für viele der Ausweg zu sein, um sich endlich "adäquat social distanced" verhalten zu können: Schulunterricht kann doch ohne Probleme in die heimische Küche verlagert werden, Teamsitzungen, Besprechungen, Seminare und Fortbildungen gehen doch auch online, per zoom, moodle und wie die ganzen Plattformen heißen. Nein, dies sind alles rudimentäre, sehr ungenügende Wege des Austauschs, bisweilen geeignet für einfache sachliche Klärungen oder Visualisierungen von Vorträgen. Gruppendynamische Prozesse, emotionale Betroffenheit, echter Diskurs kann hier kaum stattfinden: soziales Lernen, emotionale Tiefe, spontane Rückmeldungen (die meisten Pädagogen wissen, daß diese Komponeneten erst die Verankerung der Inhalte zur Voraussetzung haben), finden im home- oder Küchen-Office kaum statt. In den Plattformen der Videokonferenzen hat der Moderator den Button "Alle stummschalten", so daß er selbst ohne Interferenzen sprechen kann. Das wünscht sich sicher der eine oder andere Lehrer in seiner Schulklasse auch. Endlich können…

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Hasskommentare und was Freud dazu sagen würde

Inzwischen, als eine Errungenschaft des Internets, kann sich jeder und jede von seinem heimischen Sofa aus, zu allen möglichen gesellschaftlichen Themen äußern. Zumindest für den - vermutlich letztlich doch kleinen Teil der Gesellschaft - stellen Twitter, Facebook und Instagram eine beliebte Spielwiese zur Verfügung, in der Mensch sich mit seinen Meinungen und Haltungen austoben kann. Fernsehen und etablierte Presse greifen auch die absurdesten Nachrichten auf und schreiben gerne, „die sozialen Medien meinen....“, So kulminieren Empörungswellen und Solidarisierungen mit Unbekannten. Jetzt ist die Überraschung groß, dass zunehmend Hasskommentare, Verleumdungen, gezielte fakenews, Morddrohungen immer stärker die öffentliche Debatte zu dominieren zusammen beginnt. Eine vielfach unterirdische Ausdrucksgemeinschaft. Wen wundert es, dass eine extrem zugespitzt verächtliche Botschaft größere Aufmerksamkeit erzeugt als eine differenzierte Reflexion. Das was schon auf dem Schulhof so. Sigmund Freud analysierte die menschliche Seelenlandschaft und schuf mit der Unterscheidung der psychischen Instanzen des ES, des ICH und des ÜBER_ICH ein anerkanntes und immer noch zutreffendes Persönlichkeitsmodell. Das ES umschreibt unsere…

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